Charivaris: Die Geschichte und Bedeutung hinter dem traditionellen Schmuckstück
Charivaris sind ein fester Bestandteil der Trachtenkultur und ein Ausdruck von Tradition und heimatlicher Verbundenheit. Diese charakteristischen Schmuckstücke werden seit Jahrhunderten vor allem im alpenländischen Raum getragen und sind ein echter Hingucker auf Volksfesten und Trachtenveranstaltungen. In diesem Artikel erfährst du alles über die Geschichte, Bedeutung und verschiedene Varianten von Charivaris.
Geschichte des Charivaris
Der Ursprung des Charivaris liegt im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich. Charivaris wurden zunächst als protestähnliche Demonstrationen von Volksgemeinschaften gegen nicht akzeptiertes Verhalten von Einzelpersonen oder sogar gegen obrigkeitliche Entscheidungen durchgeführt. Der Begriff „Charivari“ kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt „Lärm“ oder „Krach“. Die symbolische Bedeutung des Charivaris als Schmuckstück in Bezug auf den Zusammenhalt der Träger entwickelte sich wohl parallel zu diesen Ursprüngen.
Die Verbreitung des Charivaris in den Alpenraum
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Charivari in die Trachtenkultur der Alpenregion eingeführt. Dort entwickelte sich dieser Schmuck zu einem echten Statussymbol. Der Träger zeigte nicht nur seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, sondern auch seinen Wohlstand und besondere Verdienste anhand der Anzahl, Qualität und Gestaltung der am Charivari befestigten Anhänger. Diese wurden in der Regel aus kostbaren Metallen wie Silber oder Gold, Edelsteinen und Tierzähnen oder Klauen gefertigt.
Die alpenländische Volkskultur entwickelte im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Symbolen und Motiven, die sich in den verschiedene Anhängerformen an Charivaris widerspiegeln. Laut der Überlieferung sollte jedes Anhängerteil eine spezifische Wirkung auf den Träger haben. Sie repräsentierten dabei nicht nur eine lokale Verbundenheit des Trägers, sondern wurden auch zu Schutz- und Glückssymbolen.
Arten von Charivaris
Es gibt verschiedene Typen von Charivaris, die sich vor allem in der Art der Anbringung und der Vielfalt der Anhänger unterscheiden.
Charivari für die Lederhose
Ein altbayerisches Charivari gehört traditionell an die Lederhose des Trägers. Hierbei wird das Schmuckstück an der vorderen Mittelnaht der Hose verlaufend befestigt, sodass die Anhänger direkt unter dem Hosenlatz hängen. Diese sind oft in Form von kleinen Figuren, wie Rehwild, Gamshörnern, Trachtenknöpfen, Münzen oder anderen Symbolen gestaltet und meist aus Silber oder vergoldetem Material gefertigt. Je nach Angehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung oder Region können auch individuelle Embleme, wie Wappen, am Charivari angebracht sein.
Charivari für die Trachtenjacke
Die andere Variante des Charivaris ist die Befestigung an der Damen-Trachtenjacke oder Schürzenbänder der Dirndl. In diesem Fall handelt es sich zumeist um ein kurzes, kettchenartiges Schmuckstück, welches rechts oder links am Revers befestigt wird. Die Anhänger sind hierbei oft filigraner und kleiner als bei den männlichen Pendanten und können neben Silber- und Goldanhängern auch Perlen und bunte Steine beinhalten.
Charivaris für Jagd und Fischerei
Eine weitere Variante von Charivaris sind Schmuckstücke, die von Jägern und Fischern als Zeichen ihrer Erfolge und Leidenschaft getragen werden. Diese Charivaris haben meist mehrere Anhänger, die sich auf Trophäen beziehen, wie z. B. Tierzähne, Krallen, Hirschhornplättchen, Jagdwaffen oder Angelhaken.
Die Bedeutung der einzelnen Anhänger am Charivari
Wie bereits erwähnt, hat jeder Anhänger am Charivari eine spezifische Bedeutung und Wirkung auf den Träger.
Tierschmuck und Jagdtrophäen
Anhänger aus Tierbestandteilen, wie z. B. Zähnen, Klauen oder Hörnern, stellen einen Bezug des Trägers zur Jagdtradition dar und gelten als Zeichen der Stärke, Männlichkeit und Vitalität.
Münzen und Medaillen
Münzen und Medaillen am Charivari sollen Reichtum, Wohlstand und Glück bringen. Oftmals sind diese Anhänger auf ein bestimmtes Ereignis, wie z. B. eine Hochzeit oder ein Jubiläum, zurückzuführen und werden Aktualitten entsprechend hinzugefügt oder ausgetauscht.
Wappen und Embleme
Wappenanhänger am Charivari stellen die Zugehörigkeit des Trägers zu einer bestimmten Familie, Region oder Gruppierung dar und sind Ausdruck von Stolz und Verbundenheit.
Religiöse Symbole
Auch religiöse Symbole, wie Kreuze, Madonnen oder Engelsfiguren, sind häufig Bestandteile eines Charivaris. Sie sollen als Schutz- und Segensbringer für den Träger dienen und ihm Kraft und Hoffnung spenden.
Trachtenspezifische Motive
Anhänger, die sich auf typische Trachtenelemente beziehen, wie z. B. Trachtenknöpfe oder Lederhosen, zeigen die Verbundenheit des Trägers zur Trachtenkultur und seine Wertschätzung für traditionelles Handwerk und Brauchtum.
Die Herstellung von Charivaris
Die Herstellung von Charivaris ist ein traditionelles Kunsthandwerk, das heute eher selten geworden ist. Viele kreative Goldschmiede und Silberschmiede fertigen mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail die oft filigranen Anhänger aus hochwertigen Materialien. Dabei werden sowohl gängige Motive als auch individuelle Wunschmotive kreiert.
Für viele Trachtenliebhaber ist das individuelle Charivari ein echtes It-Piece und wird gerne auch in Kombination mit einer klassischen Tracht oder einer schicken Lederhose getragen. Je nach Geschmack und Vorlieben können die Anhänger ausgetauscht oder erweitert werden, sodass das Charivari immer wieder aufs Neue begeistert.
Zusammenfassung
Zum Abschluss noch einige Stichpunkte zu Charivaris:
– Ursprung im 16./17. Jahrhundert in Frankreich
– Traditionelles Schmuckstück der alpenländischen Trachtenkultur
– Statussymbol, Ausdruck von Zugehörigkeit und Heimatverbundenheit
– Unterschiedliche Arten: für Lederhose, Trachtenjacke, Jagd und Fischerei
– Anhänger mit spezieller Bedeutung: Tierschmuck, Münzen, Wappen, religiöse Symbole, Trachtensymbole
– Herstellung als traditionelles Kunsthandwerk
– Individuell gestalt- und erweiterbar